29. April 2011 10:16 Neuer Maharadscha von Jaipur
Zwölfjähriger erbt Märchentitel
Keine Macht, aber viel Geld und eine ehemalige Herrscherregion im Chaos. Ein Schuljunge wurde nun zum neuen Maharadscha von Jaipur gekrönt - die
Thronbesteigung ist umstritten. In der indischen Stadt Jaipur im Nordwesten Indien ist der zwölfjährige Schuljunge Kumar Padmanabh Singh zum neuen Maharadscha gekrönt worden. Zwei Wochen nach dem Tod seines Großvaters Sawai Bhawani Singh wurde der Junge im Stadtpalast der Familie von Priestern gesegnet, bevor er langsam eine militärische Ehrengarde abschritt. Sein Großvater galt als der "letzte Maharadscha von Jaipur", da er 1970 kurz vor der Abschaffung sämtlicher Privilegien auf den Thron gekommen war.

2002 vom Großvater adoptiert. Der Titel ist nicht in Macht verbunden, aber äußerst geschichtsträchtig: Die Maharadschas von Jaipur galten einst als eine der reichsten und berühmtesten Herrscherfamilien Indiens. Mit der Unabhängigkeit der früheren britischen Kolonie 1947 und ihrer Umwandlung in eine Republik verloren sie jedoch ebenso wie die zahlreichen anderen Herrscherhäuser ihre Macht. Viele Königsfamilien werden dennoch weiter von der örtlichen Bevölkerung verehrt und viele sind noch immer im Besitz ausgedehnter Ländereien, Paläste und Antiquitäten. Auch der neue Maharadscha von Jaipur erbt enorme Vermögenswerte in und um die im Bundesstaat Rajasthan rund 250 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Neu Delhi gelegene Stadt. Zugleich erbt er jedoch jahrzehntelange Konflikte, die für Streit und Chaos innerhalb der Familie sorgen. Seine eigene Thronbesteigung ist in der Familie heftig umstritten, da sein Großvater ihn 2002 adoptierte, um bei der Erbfolge eine Generation zu überspringen.

 

G

 eschichte: Die Stadt wurde am 17. November 1727 von Maharaja Jai Singh II. (1686–1743) als neue Hauptstadt des Fürstenstaates Jaipur gegründet und nach den Lehren der Shilpa Shastra erbaut. Sie gehört damit zu Rajasthans jüngeren Städten. Jaipur wird wegen der einheitlich rosaroten Farbe der Gebäude im Altstadtviertel „Pink City“ („rosa Stadt“) genannt. Den Anstrich erhielt sie 1876 in Vorbereitung auf den Besuch von Kronprinz Albert Eduard, Prince of Wales. Rosarot ist Rajasthans traditionelle Farbe der Gastlichkeit.

Nach der Unabhängigkeit Indiens von Großbritannien am 15. August 1947 verschmolz der Staat Jaipur 1949 mit den Fürstenstaaten Bikaner, Jodhpur und Jaisalmer und die Stadt Jaipur wurde 1956 Hauptstadt Rajasthans. Heute ist die Stadt als fortschrittlichstes Handels- und Wirtschaftszentrum wohlhabender denn je. 2008 kamen bei einem schweren Terrorangriff auf das urbane Leben der Stadt ca. sechzig Menschen um. Zur Verteidigung und als Rückzugsgebiet für die Frauen der königlichen Familie ließ Sawai Jai Singh ab 1734 das Fort Nahargarh im Norden der Stadt erbauen. Es wurde zuletzt 1868 erweitert und prägt heute das Stadtbild.

Amber, die alte Hauptstadt des Fürstenstaates Jaipur, liegt nur wenige Kilometer nördlich von Zentrum Jaipurs und gehört mit dem ab 1592 durch Maharaja Man Singh erbauten Fort Amber inzwischen ebenfalls zum Stadtgebiet. Das Fort Amber ist wegen der vergleichsweise gut erhaltenen Rajputen-Einrichtung von überregionalem touristischen Interesse. Im unmittelbar beim Fort Amber gelegenen Fort Jaigarh befindet sich die aus dem Jahr 1720 stammende, größte jemals gebaute bewegliche Kanone auf Rädern.

P

 ersönlichkeiten, die mit Jaipur eng verbunden sind: u.a. Anshu Jain wurde als älterer von zwei Söhnen des Beamten Ambuj Jain und dessen Frau Shashi 1963 in Jaipur geboren. Er wuchs mit seinem jüngeren Bruder in einer konservativ geprägten Mittelschichtsfamilie in Nizamuddin-West, einem Stadtviertel im Süden von Neu-Delhi, auf. Aufgrund einer beruflichen Versetzung von Jains Vater nach Afghanistan besuchte Anshu Jain von 1975 bis 1977 eine indische Privatschule in Kabul. An der Delhi Public School Mathura Road, einer Privatschule in Neu-Delhi, absolvierte er 1980 das Higher Secondary Exam (Abitur in Indien). 1995 verließ Anshu Jain mit seinem Mentor Edson Mitchell Merrill Lynch und ging zur Deutschen Bank nach London. Innerhalb von fünf Jahren, in denen Jain in leitender Funktion im Investmentbanking der Deutschen Bank in London tätig war, soll seine Abteilung mit ihm 16 Milliarden Euro netto, nach Abzug sämtlicher Boni, verdient haben. Grob gerechnet sind laut WirtschaftsWoche rund 50 % des gesamten Gewinns der Deutschen Bank im Jahr 2005 der Abteilung Jains zuzurechnen. Aufgrund dieser Erfolge und der entsprechenden Boni hat Anshu Jain die interne Gehaltsrangliste der Deutschen Bank in den letzten Jahren regelmäßig angeführt und dürfte somit der bestverdienende Angestellte einer deutschen Aktiengesellschaft sein. Von der Zeitschrift eFinancialNews wurde er auf Platz 2 ihrer Liste der „100 Most Influential People“ gewählt. (Quelle: Wikipedia)